Meine erste Begegnung mit Gerhard Lickfett war in Hamburg bei einer Tangostunde im La Yumba. Meine Tangolehrerin Angela– sie hat auch diese wunderbare Webseite ins Leben gerufen – machte uns miteinander bekannt. Seine offene und direkte Art war mir gleich sympathisch und neben den zu erlernenden Tangoschritten, hatten wir sofort Gesprächstoff. Mit seinen zunächst wenigen Worten über seine Karriere und seine erstaunlichen sportlichen Leistungen als Stabhochspringer, machte er mich neugierig. Ich ahnte, dass er die Sprache meines Vaters sprach, auch dieser war Kapitän wie er und er gehörte zu den wenigen letzten Kap Hoornier`s auf der Pamir in Hamburg (Kap Hoornier: ein Seemann, der auf einem Frachtsegler, der nicht mit einem Motor oder Hilfsmotor ausgerüstet ist, den Kap Hoorn umrundet /Quelle: Wikipedia).
Die Begegnungen mit Gerhard waren aus heutiger Sicht viel zu wenige, denn wie gerne hätte ich noch seinen Berichten über seine Seefahrten, seine Kritik an den derzeitigen Reedereien, seine Sorge um die Gesundheit der Meere und seinen klaren Blick auf die Menschen gelauscht. Er hat mir für eine kurze Zeit durch seine Art und Gespräche ein familiäres, fast väterliches Gefühl vermittelt, für das ich ihm sehr dankbar bin.
Da wir auch den gleichen Weg nach der Tangostunde hatten, wählten mein Mann und ich zusammen mit ihm den Weg mit der U-3 und setzen so oft unsere angeregte Unterhaltung fort. Ich hatte gleich bei der ersten Nachhausefahrt mein Fahrrad mit und nebenbei erwähnte ich, dass die Klingel defekte sei. So staunte ich, als Gerhard hilfsbereit ohne zu zögern sie sofort reparierte.
Seine Wortwahl ohne Umschweife und die Ehrlichkeit über sich selbst –durch meinen Vater war mir diese seine Art vertraut – ist wahrscheinlich, so vermute ich, von der Seefahrt mitgeprägt worden, wo täglich die Natur und die eigene Endlichkeit zu spüren und Menschlichkeit durch den begrenzten Raum überlebenswichtig ist. Vor allem aber: durch seine vielen Reisen, die vielen Begegnungen mit Menschen aus aller Welt, mit seiner Sicht auf die Dinge, Heimat, und Häfen, hatte er jeden, mit dem er sprach, sofort in seinen Bann gezogen. Ein Zitat von Goethe, mit dem ich abschließen möchte, drückt vielleicht ein bisschen seine Lebensbejahung aus: „Ihr glücklichen Augen, was je ihr gesehen, es sei wie es wolle, es war doch so schön.“
Danke Gerhard!